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Der Johannesbrunnen war der letzte der vier Brunnen im Städtchen. An der städtischen Wasserleitung, welche durch die Quelle im Himmelrych gespiesen wurde, standen neben dem Johannesbrunnen der Ibergbrunnen, der Kirchplatzbrunnen und der Hirschenbrunnen (1928 entfernt). Die Statue Johannes‘ des Täufers dürfte aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Wer diese geschaffen hat, ist bislang unbekannt.  Als einziger Brunnen in der Stadt hat der Johannesbrunnen zwei Tröge. Da in dessen Umgebung viele Ställe standen, ist anzunehmen, dass einer der Tröge vor allem für das Tränken des Viehs bestimmt war. Johannes der Täufer ist der Patron der Pfarrkirche. Im Mittelalter war dies Johannes der Evangelist, in späteren Jahrhunderten der Evangelist und der Täufer gemeinsam und heute ist es Johannes der Täufer allein.       

 

Text: Rainer Stöckli

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

 

 

Im Gebäude findet sich teilweise noch Bausubstanz aus dem 16. Jahrhundert. Besonders bemerkenswert ist das spätgotische

Kreuzstockfenster im zweiten Obergeschoss rechts. Diese Fensterform findet sich sonst nur noch am Ehemaligen Rathaus und am Iberg.  

Der Drudenstern – im Gegensatz zum sechsstrahligen Davidstern - ist fünfzackig und geometrisch gesehen ein Pentagramm. Dieses Zeichen hat eine vielfältige Bedeutung. Ist es an einem Haus angebracht, gilt es als Schutzsymbol, was für diese einstmals öffentliche Unterkunft auch zutreffend war.  

Leider steht kein älteres Foto, auf der die Herberge deutlich abgebildet ist, zur Verfügung (vgl. Bild links in der Galerie unten):

Auf dieser Ansicht der Bruggerstrasse aus der Zeit vor 1910 sehen wir dieses Gebäude auf der linken Seite. Es ist von vorne nach hinten gesehen das dritte Haus. Die nächstfolgenden Gebäude sind mehr oder weniger zurückgesetzt und daher nicht sichtbar. 

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Text: Rainer Stöckli / Madlen Zimmermann

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

 

Bis ins 19. Jahrhundert transportierte man auf der Reuss grosse Mengen an Gütern, so Salz, Getreide, Metalle und Produkte des Handwerks. Hier bei der Sust konnten die Lastschiffe beladen oder entladen werden. Verwaltet wurde dieser Umschlagplatz vom städtischen Sustmeister, der u.a. Abgaben zuhanden der Stadt einzog.  Da hier in Mellingen oft grosse Mengen an Getreide umgeschlagen wurden und man dieses weiter veräusserte, hiess die Sust auch Kaufhaus. Solcher Getreidehandel durfte nach 1712 nur in Städten betrieben werden. Nach einem Brand 1879 ging die Sust im folgenden Jahr in Privathände über. Gegen die Reuss hin konnte, wie auf dem Foto von ca. 1900 zu sehen ist, ein grosses Tor geöffnet werden, damit die Schiffsgüter früher problemlos auf die Kähne verladen werden konnten. Dieses Tor verschwand vermutlich 1910, als das Gebäude seine heutige Form erhielt. Im Ortsmuseum findet man einen 86 x 125 cm grosser Wappenstein mit der Jahreszahl 1600, der auf der Reussseite angebracht war. So wussten die Schiffsleute, wo sie anlegen konnten.

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Text: Rainer Stöckli / Madlen Zimmermann

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann                                                                 

 

Ein gleicher Rundturm stand in der Nähe der Reuss. Dies sehen wir beispielsweise auf der Karte von Jos Murer (1566) oder im „Ehrenspiegel des Hauses Österreich“ (ca. 1555). Zwischen diesen beiden Türmen verlief die Stadtmauer. In dieser integriert war das Bruggertor. Diese trutzige Wehranlage gegen Nordwesten hin ist sehr erstaunlich. Der Mittelalterarchäologe Peter Frey kann sich diese Bauten bloss als Machtdemonstration der Kyburger vorstellen. Diese erbauten Mellingen um 1240 als mauerbewehrten Markt. Im Nordwesten der neuen Siedlung sassen aber damals die Habsburger als Konkurrenten im Eigenamt und in Brugg. Der Rundturm an der Reuss wurde vermutlich nach dem 2. Villmergerkrieg 1712 abgebrochen, das Bruggertor 1836. Dass in diesem Turm Hexen gefoltert wurden, ist nicht belegt. Hexenturm wurde er vermutlich erst im 19. Jahrhundert genannt. Auch der gleichnamige Turm in Bremgarten erhielt seinen Namen in dieser Zeit. 1902 wütete im Unterstädtchen eine grosse Feuersbrunst. Neben mehreren Häusern wurde auch das mit Schindeln gedeckte Kegeldach des Hexenturms zerstört. Als Schutz für das stehengebliebene Mauerwerk erhielt der Turm einen Zinnenkranz aus Beton. 1951 wurde wieder das ursprüngliche Kegeldach rekonstruiert und mit Ziegeln gedeckt. Die Turmspitze ziert eine Wetterfahne mit dem ursprünglichen Mellinger Wappen. Zwischen Hexenturm und grabenseitiger Häuserzeile klafft wegen des Brands noch heute eine Lücke. Es bestehen nun Pläne, diese durch einen Neubau zu schliessen.

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Text: Rainer Stöckli / Madlen Zimmermann

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

Mehrere Jahrhunderte diente die Stadtscheune als Ökonomiegebäude. Es ist dies eines der originellsten Altstadthäuser einer ländlichen Stadt.  Die auf zwei Ebenen angebrachten Schiessscharten mit integrierter mittelalterlicher Stadtmauer weisen auf städtische Elemente hin. Gegen die Scheunengasse hin präsentiert sich eine beim Umbau rekonstruierte durchlässige Heustockwand. Dieser Bau mit mächtigem Tennstor deutet auf die ländlich geprägte Struktur der Mellinger Altstadt hin, in welcher früher rund 25 Prozent landwirtschaftlich genutzte Bauten standen.  Allerdings ist anzunehmen, dass dieses Gebäude in früheren Jahrhunderten nicht als Viehstall diente.  Denn im ersten Obergeschoss finden sich an einer bogenförmigen steinernen Konstruktion Fragmente einer Bemalung. Doch eine frühere Vermutung, es könnten sich dabei um die Reste einer ehemaligen Kapelle oder einer klösterlichen Niederlassung handeln, kann in keiner Weise belegt werden. Archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass in der südöstlichen Ecke an der Stadtmauer ein dreigeschossiges spätmittelalterliches Wohnhaus mit bandgefassten Stuben (vermutlich die heutigen Malereireste) stand. Ob die zahlreichen Schiessscharten in der Stadtmauer auf eine ursprünglich militärisch-strategische Bedeutung des Gebäudes hinweisen, muss offengelassen werden. 1985 wollte der Stadtrat das 1948 erworbene Anwesen wieder verkaufen, damit ein Architekt dieses zusammen mit dem Gebäude Scheunengasse 5 zu einem Mehrfamilienhaus umbauen könne. Doch in der Bevölkerung regte sich starker Widerstand, das historisch wertvolle Objekt zu veräussern. An der Gemeindeversammlung wurde das Vorhaben der Behörden abgelehnt. In den 1990er Jahren baute man das Gebäude um und liess nur noch die Aussenmauern stehen. 1996 bezog die Bibliothek die Räume im Erdgeschoss. 1997 konnte in den Obergeschossen das Ortsmuseum eröffnet werden. Im Untergeschoss umfasst das Stadtarchiv Bestände von 1295 bis 1960. Schon vor dem Umbau wurde das Gebäude 1990 unter kantonalen Denkmalschutz gestellt und mit folgenden Worten gewürdigt: „Die holzgezimmerte Mellinger Gemeindescheune birgt an ihrer muralen Aussenfront ein intaktes Stück der mittelalterlichen Stadtmauer, das als einer der wenigen Überreste dieses Berings [= Gesamtheit der Ringmauer] im Nahbereich des Lenzburgertors unbedingt zu erhalten ist. Ausserdem erweist sich die Scheune als origineller kleinstädtischer Holzbau von recht hohem Seltenheitswert".

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Text: Rainer Stöckli / Madlen Zimmermann

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

 

Genau 300 Jahre lang – von 1587 bis 1887 – war der Löwen im Besitz der Magistratenfamilie Müller, von welcher mehrere auch als Schultheissen von Mellingen amteten. Deshalb galt der Löwen in dieser Ära und auch später als das bedeutendste Gasthaus in der Stadt. Das imposante Gebäude, dessen Bausubstanz bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, ist das flächenmässig grösste Gebäude in der Altstadt. Die Haustiefe beträgt 20 m. Anstelle des heutigen Löwensaals befanden sich Pferdestallungen für Wechselpferde für Kutschen und Vorspannpferde für schwere Lastwagen. 

Von 1805 bis 1840 war im „Löwen“ das erste Postlokal von Mellingen untergebracht. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war dem Gasthof auch eine Metzgerei mit Schlachthaus angegliedert. 1923 wurde an der Gassenfront anstelle des eisernen Tavernenschilds die mächtige Löwenplastik aus Würenloser Muschelkalkstein, ein Werk des bekannten Künstlers Hans Trudel, angebracht. 

1967/68 erhielt der Löwen sein derzeitiges Aussehen. Das Haus Hauptgasse 8, das heute als Eingangshalle und Treppenhaus dient, wurde in den Komplex integriert. Anstelle der Stallungen entstand damals auf der Rückseite mit Beteiligung der Gemeinde ein grosszügiger Saal. Der alte Saal war in einem Obergeschoss unterbracht und musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.

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Hans Trudel

In Mellingen stammt ein einziges Werk von Hans Trudel der vollplastische Löwe an der Fassade des Hotels „Löwen“ aus dem Jahre 1923. Der bedeutende Badener Maler und Bildhauer hatte von 1919 bis 1926 sein Atelier in der Widenmühle in Mellingen. (unterhalb der Frigemo).

Text: Rainer Stöckli / Madlen Zimmermann

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

Das Lenzburgertor hiess bis ins 16. Jahrhundert „das mindere Tor“ (d.h. das kleine Tor), im Gegensatz zum „meren Tor“ (d.h. das grosse Tor), welches heute Brückentor genannt wird.

Am 32 Meter hohen Turm wurden immer wieder Umbauten und Renovationen vorgenommen. Beispielsweise nach dem Grossbrand von 1505 lieferte ein Badener Schlosser neue Schlüssel für das Tor. Der ebenfalls von Baden stammende Konrad Bur war längere Zeit mit Maurerarbeiten beschäftigt. Laut einer Metallplatte, die im Turmknopf aufbewahrt wird, wurden 1544 umfangreiche Umbauarbeiten vorgenommen. So erneuerte Bernhard Tratz von Zürich damals das Flachdach. Vermutlich bis 1717 war dieses Dach von einem Zinnenkranz umgeben. 

Damals wurde das Mauerwerk des Turms wohl etwa einen Meter angehoben. Über diesen Mauern errichtete man dann ein Pyramidendach. 1845 wurde das verkehrshemmende Lenzburgertor etwas erweitert. 1869 schlug der Blitz in den Turmhelm ein, weshalb dieser fast vollständig rekonstruiert werden musste. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Turm immer baufälliger. So löste sich ein Gewichtsstein der Uhr, durchschlug alle Böden des Zeitturms und knallte knapp hinter einem Postauto auf die Strasse. 1949 fiel ein Brett vom Dach in die Gartenwirtschaft des Restaurants „Stadttor“. Damals – also drei Jahre vor der Gesamtrenovation - sah man sich genötigt, wenigstens Dach und Glockentürmchen zu sanieren. Ab 1954 richtete Albert Nüssli (1891-1984) vor allem auf dem 2. und 3. Geschoss des Turmes ein kleines Ortsmuseum ein. Die Exponate wurden 1997 im Museum in der Stadtscheune untergebracht.

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Die astronomische Uhr

1953 rekonstruierte die Uhrenfabrik Bär in Sumiswald das in die Jahre gekommene Uhrwerk nach ursprünglicher Vorgabe. Auch das Zifferblatt wurde neugestaltet. Das vermutlich wohl 1544 entstandene Uhrwerk kann noch heute im 5. Geschoss bewundert werden. Vermutlich ist es ein Werk des Winterthurer Uhrmachers Laurenz Liechti.

 

Was zeigt die astronomische Uhr?

Das heutige Zifferblatt ist in vier Kreise unterteilt: 

Im äussersten Kreis die Stundenangaben in römischen Ziffern. Zeiger mit Hand.

---> Nach 8 Uhr oder nach 20 Uhr

Im nächstinneren Kreis die Monatsnamen. Zeiger mit Sonne.

---> Anfangs August

Im nächsten Kreis: siderische Tierkreiszeichen. Zeiger mit Lanze. Innerhalb eines Monats werden alle Zeichen durchlaufen. Ca. 2 ½ Tage pro Zeichen (siehe auch Saatkalender).

---> Stier, Erdzeichen, im Garten sollte man an diesen Wurzeltagen Karotten, Rettich, Zwiebeln und Radieschen säen, sie werden gut gedeihen… sagt man..

Innerster Kreis: Symbole der Wochentage. Zeiger mit Pfeil (vgl. Symbolbild in der Galerie). Sonntag (Sonne) , Montag (Mond) , Dienstag (Mars) , Mittwoch (Merkur) , Donnerstag (Jupiter), Freitag (Venus),  Samstag (Saturn)

---> Der Pfeil steht etwas nach dem Merkurzeichen ---> es ist Mittwochmorgen 

 Auf dem blauen Zifferblatt unter der Dachkante kreist der Minutenzeiger. 

--->14 Minuten nach …

In der Mitte eine gut dreiviertel goldene und rechts schwarz eingefärbte Kugel, die sich um die eigene Achse von rechts nach links dreht und so die verschiedenen Mondphasen anzeigt.

--->abnehmender Mond

 

Ergebnis: Das Foto entstand an einem Mittwochmorgen anfangs August um 8 Uhr 14. Nimmt man alte Saatkalender zu Hilfe, kann man herausfinden, dass der genaue Fototermin am Mittwochmorgen, dem 1. August 2018 um 8 Uhr 14 war. 

 

Die Glocken

Im mit Kupferschindeln geschützten Spitztürmchen hängen zwei unterschiedlich grosse Glocken, hergestellt 1869 in der Glockengiesserei von Moritz Sutermeister, Aarau. Die Glocken dienen nur als Schlagwerk der Turmuhr. Die obere kleine Glocke schlägt die Viertelstunden, das heisst ein-, zwei- oder dreimal. Beim Stundenschlag hören wir viermal die kleine Glocke und darauf die Anzahl der Stunden mit der grossen Glocke.

Text: Rainer Stöckli / Madlen Zimmermann

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

Der Zeitturm bildet zusammen mit dem rechts angebauten Haus Hauptgasse 17 eine eindrucksvolle Kulisse gegen Südwesten. Beide Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Das am Turm sichtbare Zifferblatt dürfte 1544 angebracht worden sein, wurde aber im Laufe der Jahrhunderte mehrmals anders gestaltet, letztmals bei der Renovierung des Turms 1952/53. Vermutlich 1717 wurde der Turm um etwa einen Meter erhöht, weshalb die Wasserspeier ihre Funktion verloren.

 

Ziehbrücke

Vermutlich bis ins 18. Jahrhundert führte über den mit Wasser gefüllten Stadtgraben eine Ziehbrücke, die über Nacht hochgezogen werden konnte. Darauf baute man über den Graben eine Steinbrücke. Anfangs des 19. Jahrhunderts wurde der Stadtgraben ausgetrocknet und die Vertiefung zwischen Zeit- und Hexenturm eingeebnet. Doch erst bei der Restauration und dem Bau einer zweiten Autodurchfahrt rechts des Lenzburgertors entfernte man 1952 die Brücke endgültig.

 

Torhaus 

Möglicherweise diente das mit Schiessscharten versehene Torhaus auch als Waffenkammer. Bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts verwendete man das Torhaus als Gefängnis.   

         

Das Gemälde über dem Lenzburgertor

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Über dem Tor war bis 1953 ein spätgotisches Gemälde – die Kreuzigung Christi darstellend – zu sehen. Da es in sehr schlechten Zustand war, wurde es durch ein neues dem alten Kunstwerk nachempfundenes Bild ersetzt. Es ist das Werk des bedeutenden Kunstmalers Karl Theodor Huber (1889-1961). Der in verschiedenen Orten der Schweiz wohnende Künstler war in Mellingen heimatberechtigt und bemalte anlässlich der Restaurierung auch die Zifferblätter auf beiden Seiten des Turms und das Mellinger Doppelwappen auf der Stadtseite. 

Text: Rainer Stöckli 

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

Die Milchzentrale

1891 kaufte Apotheker Josef Robert Iten das Gebäude und richtete dort sein Geschäft ein. 1898 veräusserte er die Liegenschaft an Emil Affentranger, der darin eine Milchhandlung eröffnete. Danach ging das Haus an die „Milchgenossenschaft Mellingen“ über. In ihrer „Milchzentrale“ verkaufte man offene Milch und Milchprodukte aller Art. Auch mit einem Auto wurde Milch in der ganzen Gemeinde verteilt. Anfangs des neuen Jahrhunderts gab man diese Geschäftstätigkeit auf. Darauf führte Susanne Stranieri bis 2017 das Lokal als Lebensmittelladen weiter. 1952/53, als neben dem Zeitturm eine zweite Fahrbahn gebaut wurde, musste die „Milchzentrale“ weichen und gegen rechts ins Gebäude verlegt werden. Fast unbemerkt fügt sich im Südosten ein zum Gebäudekomplex Hauptgasse 17 gehörendes schmales Häuschen mit wesentlich älterer Bausubstanz an. Bemerkenswert ist vor allem das zweitteilige spätgotische Fenster im zweiten Obergeschoss.

 

Aussenansichten von Rudolf Rahn

Der Zürcher J.R. Rahn war ein bedeutender Kunsthistoriker und wird oft als „Vater der schweizerischen Kunstgeschichte“ bezeichnet. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als Autor und Professor war er auch ein begabter Maler und Zeichner. 

 

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Text: Rainer Stöckli / Madlen Zimmermann

Bildrechte: Zentralbibliothek Zürich, Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

Das Balli-Haus musste wegen Einsturzgefahr mit Stämmen abgestützt werden. Durch die Explosion gingen im Städtchen zahlreiche Fensterscheiben in Brüche. Schwerer beschädigt wurde das Nachbarhaus, heute Gebäude Kleine Kirchgasse 2. Weil man Christian Wassmer nirgends im Haus fand, stiegen Feuerwehrleute mit Leitern aufs Dach, wo sie Balli, mit drei Pistolen bewaffnet, vorfanden. Als dieser seine aussichtslose Lage erkannte, stürzte er sich vor einer grossen Zuschauermenge vom Dach aufs Trottoir, wo er tot liegen blieb. Noch ganze sechs Wochen blieb das schwer beschädigte Haus stehen, weil man sich in der Gemeinde uneinig war, auf wessen Kosten die Liegenschaft abgerissen werden sollte. Schliesslich griff die Aargauer Regierung ein und verfügte aus Sicherheitsgründen den Abriss des Gebäudes. Die Hauptgasse verlor damit eines der markantesten Gebäude mit Giebeldach und Eckstrebepfeiler, sowie wohl Bausubstanz aus dem 16./ 17. Jahrhundert. Seither ist die Einfahrt in die Kleine Kirchgasse so breit. 

Text: Rainer Stöckli / Madlen Zimmermann

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

Ein weiterer Grund für diese Privilegien mag gewesen sein, dass in den Jahren vor der Stadtrechtserteilung in Mellingen wohl eine teilweise antihabsburgische Stimmung herrschte, weshalb die Landesherren durch die Erteilung des Stadtrechts das nicht ganz linientreue Mellingen fest ins habsburgische Machtgefüge einzubinden versuchten. Möglicherweise wurde in dieser Zeit auch Baden zur Stadt erhoben. Originale ihrer Stadtrechtsbriefe finden sich im Aargau neben Mellingen nur noch in Lenzburg und Aarau. 

 

Sinngemässe Übersetzung der in lateinischer Sprache geschriebenen Urkunde:

"Ich, Albrecht, von Gottes Gnaden Herzog von Österreich und Steyr, Herr von Krain, der Marken und von Pordenone, Graf von Habsburg und Kyburg sowie Landgraf des Elsass, gebe hiermit allen heute und später Lebenden bekannt, dass die Bürger von Mellingen mir in vielfältiger Weise ihre Treue und Ehrerbietung erwiesen haben. Deshalb habe ich beschlossen, um den Mellingern ein Leben in Ruhe und Ehre zu gewährleisten, diesen die gleichen Rechte wie den Bürgern von Winterthur zu schenken. Um dies zu bezeugen, habe ich diese Urkunde schreiben und mit meinem Siegel versehen lassen. Gegeben zu Linz am Vorabend des Festes von Apostel Andreas [29. November] 1296."

Text: Rainer Stöckli 

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

 

 

Auf die teilweise mittelalterliche Bausubstanz deuten noch heute die Mauern von beeindruckender Stärke sowie zwei Fenstergewände mit spätgotischer Kehlung hin. Die Hünegg war ursprünglich der Verwaltungssitz (Meierhof) der Herren von Trostberg im Wynental, welche im sogenannten Trostburger Twing die niedere Gerichtsbarkeit innehatten. 1364 ging diese Gerichtsbarkeit an die Stadt Mellingen über. Bereits 1331 erwarb die Mellinger Familie Dachselhofer das Gebäude. Fast zwei Jahrhunderte blieb der schlossähnliche Bau im Besitz dieser Familie. Letzter dieses Geschlechts war Hans Dachselhofer, der sich aber meist Hans von Hünegg (+ ca. 1530) nannte. Er war Oberst im Dienste des Papstes und führte in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts in der Hünegg ein florierendes Söldnerwerbezentrum. 1536 wurde die Liegenschaft an Hauptmann Jakob Fuchsberger (1502-1561) aus Rottweil verkauft. Dieser erwarb das Mellinger Bürgerrecht. Im Dienste des französischen Königs nahm er an über 20 Schlachten teil und betrieb in Mellingen ebenfalls ein bedeutendes Söldnerwerbebüro. In einem Krieg gegen die Hugenotten kam er 1561 in der Schlacht bei Dreux ums Leben. 1584 beabsichtigte der Urner Diplomat Walter von Roll in der Hünegg eine Niederlassung des Ritterordens vom Heiligen Stephan zu errichten. Weshalb sich diese Pläne zerschlugen, ist unbekannt. In der Folge war die Hünegg meist im Besitz von verschiedenen Mellinger Bürgern. Wie das Schlösschen in dieser Zeit ausgesehen hat, ersehen wir aus dem Stich von Matthäus Merian von 1642: Der viergeschossige Bau trägt ein mächtiges knapp abgewalmtes Satteldach. 

An der Südostseite ist ein Erkertürmchen mit Spitzhelm angebaut und an der Nordwestecke ein zweigeschossiger Latrinenbau. Von der postalischen Vergangenheit des Gebäudes zeugte bis ins 20. Jahrhundert ein hübsches Medaillon an der Decke des Gasthauses. Diese farbenprächtige Stuckarbeit mit Posthorn und Pflanzenornamenten ist heute leider nicht mehr erhalten. 1929 wurde die Hünegg massiv umgebaut und erhielt seine heutige Form. Der östlich gelegene Rosengarten aus dem späten 19. Jahrhundert musste nach 1940 Parkplätzen weichen. Möglicherweise erhielt das Restaurant aufgrund dieses Gartens den Namen „Rosengarten".

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Text:  Rainer Stöckli 

Bildrechte: Aargauer Denkmalpflege,  Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

 

 

Von 1856 bis 1897 waren alle Schulräume im Rathaus untergebracht. Nachdem man 1862 auch eine Bezirksschule gründete, wurden die Platzverhältnisse zu eng. Pläne, in der ehemaligen „Metzg“ -heute Gebäude Grosse Kirchgasse 10 und 12 - Schulzimmer einzubauen, zerschlugen sich. Trotz sehr prekärer Finanzlage entschloss man sich, ein neues Schulhaus für rund 90‘000 Franken ausserhalb der Mauern zu errichten. Fast die ganze Summe musste auf dem Darlehensweg aufgenommen werden. Trotz knappen Mitteln richtete man im Schulhaus eine Zentralheizung ein. Obwohl Mellingen noch über keine Wasserversorgung verfügte, entschied man sich bei den WCs für eine Wasserspülung. Diese konnte dann aber erst 1901 in Betrieb genommen werden.  Am 24. Oktober 1897 weihte man das neue Schulhaus mit einem grossen Jugendfest ein. Nachher erfuhr das Schulhaus jahrzehntelang nur geringe Änderungen: So erhielt das Schulhaus fliessendes Wasser und in den Schulzimmern installierte man 1914 eine elektrische Beleuchtung. Auch wenn das Schulhaus heute als repräsentabler Bau erscheint, wurde 1955 und später das Äussere des Baus teilweise beeinträchtigt: Die Fenster im Erdgeschoss, die ursprünglich mit einem Stichbogen endeten, begradigte man. Auch die Balkenattrappen unter der Dachuntersicht wurden entfernt. Wenig sensibel war zudem der Anbau eines Windfangs vor dem Eingangsportal. Über weitere Änderungen s. den Text auf der Tafel.

Zusätzliche Schulräume wie Singsaal, Kochschule, Werkraum und Arbeitsschule erhielt Mellingen 1933 mit dem Bau der Turnhalle. Darin untergebracht waren auch Baderäume, wo Bewohner, die kein Badezimmer besassen, am Samstag ein Bad nehmen konnten. 1967 errichtete man das Bezirksschulhaus nebenan. 2003 musste es wegen Platzmangel mit einem Annexbau erweitert werden. 1975/76 konnte der Komplex Oberstufenschulhaus mit Hallenbad und einer Turnhalle in der Kleinen Kreuzzelg und 1985 das Primarschulhaus bezogen werden.

1994 wurde die Turnhalle zu einer Dreifachturnhalle erweitert und im Gebäude noch weitere Klassenzimmer, zwei Werkräume, ein Zimmer für Textiles Werken und verschiedene Gruppenräume ihrer Bestimmung übergeben. Man nannte das Gebäude mit Hallenbad von nun an Mehrzweckgebäude Kleine Kreuzzelg. Im August 2013 wurde die alte Turnhalle an der Bahnhofstrasse abgerissen. 2015 konnte dort das neue Schulhaus mit Doppelturnhalle und weiterem Schulraum eingeweiht werden.  Im Oktober 2021 wurde ein weiteres Schulhaus mit 18 Schulräumen in der Kleinen Kreuzzelg in Betrieb genommen. 

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Text: Rainer Stöckli / Madlen Zimmermann

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

 

Die „Evangelisch-reformierte Genossenschaft für Mellingen und Umgebung“ wurde 1894 gegründet.  Bis zum Bau der Kirche wurden die Gottesdienste im Saal des Rathauses abgehalten. Laut Inventar der Denkmalpflege Aargau handelt es sich bei dieser Kirche um einen Heimatstilbau mit ländlich barockisierenden Formen. Das kurze, lediglich drei Fensterachsen zählende Kirchenschiff trägt ein steiles, doppelt geknicktes Dach. Auch das Äussere des 1928/29 erbauten Pfarrhauses ist in gleichem Stil erbaut und bildet zusammen mit der Kirche ein hübsches Ensemble. Im Glockenturm hängen drei Glocken der Firma Rüetschi, Aarau, mit einem Gesamtgewicht von 1.9 Tonnen. Das Innere der tonnengewölbten Saalkirche präsentiert sich nach der Renovation von 2004/05 (unter der Leitung von Architekt Castor Huser, Baden) nahe dem ursprünglichen Aussehen von 1910. Der eingezogene gerundete Chor erhielt einen Anstrich in einem lichten Blau und hebt sich heute stilvoll vom in warmem Weisston gehaltenen Kirchenschiff ab. Ganz neue Wege ging man bei der Gestaltung des Chormobiliars. Anstelle des dominanten Kreuzes in der Mitte und der hölzernen Kanzel im rechten Bereich des Chors entstand nach den Vorgaben Husers eine filigrane Ausstattung mit Abendmahlstisch, Lesetisch, Beistelltisch, Taufelement und Kreuz. In Zusammenhang mit der letzten Renovation realisierte man hinten an der linken Seite des Kirchenschiffs eine in Glas gehaltene Erweiterung des Sakralraums, der aber auch separat genutzt werden kann. Über dem Eingang dieses Annexbaus schuf Stefan Link, Lenzburg, eine symbolische Darstellung des Abendmahls. Aus früherer Zeit erhalten blieb im vorderen Teil des Kirchenschiffs der handgeschmiedete, sternförmige Leuchter, geschaffen 1933 in den Lehrwerkstätten der Stadt Bern. 1957 ersetzte man die Orgel der Firma Goll, Luzern, durch ein neues Instrument der Werkstatt „Orgelbau Genf“.  Bereits seit 1949 erstrahlen in den beiden Chorfenstern Glasgemälde zum Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen. Sie wurden nach einem Entwurf von Minna Bühler, Utzenstorf, in der Glasmalwerkstatt von Louis Halter in Bern ausgeführt.

Wie der Chor der Kirche 1910 ausgesehen hat, ist nicht dokumentiert. Bereits 1922 nahm man erste Änderungen vor. In der Mitte dominierte eine mächtige Kanzel aus dunkelgrauem Marmor. In diesem Jahr wurden zudem am Chorbogen die ursprünglichen Malereien des Jugendstils entfernt und fünf runde Sgraffito-Bilder angebracht. Vier davon zeigten die Evangelisten, das fünfte in der Mitte die Taube als Symbol des Heiligen Geistes.  Bereits 1949/50 wurde der Chor wieder umgestaltet. Die Marmorkanzel wurde entfernt und rechts durch eine seitlich angebrachte Holzkanzel ersetzt. Am Chorbogen malte man einen Vers aus dem Buch Jesaia. In der Chormitte dominierte ein markantes Kreuz aus Holz. Die Chorfenster zierte man mit Glasgemälden von Minna Bühler. Zeichnung von Otto Hunziker, 1954.

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Text: Rainer Stöckli 

Bildrechte:  Historisches Museum Baden, Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

 

 

Die Vorgängerkapelle stand nicht am Standort des derzeitigen Gotteshauses, sondern möglicherweise im Quartier Kapellenacker. Die heutige Kapelle ist mit einem hübschen Zwiebelturm geschmückt, ursprünglich angefertigt vom Mellinger Zimmermeister Kaspar Anton Grossmann, danach mehrmals repariert bzw. rekonstruiert. In der darunterliegenden Glockenstube hingen zwei Glocken von Peter Ludwig Keiser von Zug. Die kleinere wurde 1899 durch einen Klangkörper der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau ersetzt. Das Gemälde über der Antoniusplastik und die links und rechts auf dem Altaraufbau sitzenden neckischen Puttenfiguren wurden anlässlich der Restauration 1981/83 im Kunsthandel erworben. Das Marienbild auf der linken Seite erstand Pfarrer Richard Bopp in Italien. Es könnte sich um ein Gemälde eines Schülers des bedeutenden Malers Raffael (1483-1520) handeln. Auf der rechten Seite drei Kreuzwegbilder, die Kreuztragung, die Kreuzigung und die Grablegung darstellend.

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Die drei Umgestaltungen

Dreimal wurde das Kapelleninnere vor allem im Altarbereich stark umgestaltet. Leider wurde 1865 der Altar, dessen Figurengruppe man zu jener Zeit als allzu überschwänglich empfand, entfernt und durch einen neugotischen Aufbau mit einem Gemälde des Vorarlbergers Franz Bertle ersetzt. Die Antonius-Figur wurde ins Altersheim „verbannt“. Über diese Umgestaltung existiert kein Bilddokument. 

1923 kehrte die Plastik wieder in die Kapelle auf einen neubarocken Altar zurück. Die ehemalige polychrome Fassung der Figurengruppe wurde aber mit weisser Farbe überstrichen. Gleichzeitig wurden Chor und Schiff mit einem tief herunterreichenden Tonnengewölbe versehen.  Links und rechts des Altars schufen die Einsiedler Künstler A. Payer und F. Wipplinger an den Wänden Plastiken mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Antonius. Anlässlich der Restauration von 1981/83 versuchte man das Innere der Kapelle wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Mit Bestandteilen eines Altars aus dem ehemaligen Kloster Werthenstein/LU rekonstruierte man einen Barockaltar, in dessen Mitte wieder die polychrome Antonius-Figur prangt. 

                 

Der Friedhof

Laut Heinrich Zumstein fanden aber erst 1788 Beerdigungen auf dem neuen Friedhof statt. Ab 1810 wurde der Friedhof rund um die Pfarrkirche endgültig aufgehoben. Aus früherer Zeit stammt das Steinkreuz von 1669 mitten auf dem Gottesacker. Am Schaft sehen wir die Initialen AM und EH. Gemeint sind der spätere Schultheiss Arbogast Müller (1642-1690) und seine Gattin Elisabeth Honegger (1644-1699), von Bremgarten. Offensichtlich hatte Müller dieses Kreuz zu Ehren seiner mit 25 Jahren bei der Geburt des vierten Kinds verstorbenen Frau anfertigen lassen. Das am Kreuz angebrachte Wappen ist denn auch dasjenige der Honegger von Bremgarten. Der Friedhof wurde 1861, in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts und 1981 erweitert. Damals wurde in subtiler Weise am Rande der Anlage auch ein Friedhofgebäude erstellt.

 

Das Friedhofgebäude

In diesem Gebäude können die Verstorbenen aufgebahrt werden. Weitere Räume dienen den Seelsorgern und dem Friedhofgärtner.

In der Halle ist die Grabplatte des bedeutenden Mellinger Bildhauers Hans Adam Widerkehr (1651-1711) und seiner Gattin Helena Schindler (+1728) angebracht. Dies kann aufgrund der Initialen HWK und FHS und den entsprechenden Wappen entschlüsselt werden. Die Jahreszahl 1712 deutet auf die Mutter Widerkehrs, Margaritha Stern (1625-1712), hin. Es ist anzunehmen, dass dieses Epitaph von Widerkehrs Sohn Franz Xaver (1680-1760) geschaffen wurde. Links das Wappen der Familie Widerkehr, rechts jenes der Familie Schindler (vgl. zweites Bild von rechts in der Galerie unten).

 

Die "ionische" Säule

In der Halle ist auch eine Säule mit einem Kapitell in ionischem Stil aufgestellt. Zuerst stand diese im ersten Stock des Rathauses vor der Ratsstube, später im Erdgeschoss beim heutigen Treppenaufgang. Bei der Renovation des Rathauses 1982/83 entfernte man die Säule. 1988 wurde sie von Bildhauer Albert Fischer restauriert und darauf im Friedhofgebäude platziert. Dieses kunstvoll gestaltete Relikt dürfte mit grosser Wahrscheinlichkeit einstmals beim Eingang des Spitals gestanden haben. Das baufällige Gebäude wurde 1840 an den Kronenwirt verkauft, der sein Lokal an der Stelle des heutigen Pfarrhauses betrieb. Doch Anfang der Fünfzigerjahre ging die „Krone“ Konkurs. Darauf kaufte die Gemeinde den ganzen Komplex (Spital und „Krone“) auf und errichtete hier Rat-, Schul- und Pfarrhaus, welche 1856 eingeweiht wurden.

Text: Rainer Stöckli 

Bildrechte: Fotoarchiv-Mellingen, Viktor Zimmermann

Bildauswahl: Madlen Zimmermann 

Museum Mellingen im Geschichtsraum Altstadt